Champagner auf dem Meeresboden

Veröffentlicht auf von Mario Scheuermann

In der Bucht von Saint-Malo im Nordosten der Bretagne findet derzeit ein außergewöhnliches Experiment statt: Taucher deponierten dort einige Kisten des noblen Champagners Louis Roederer Brut Premier in 15 Meter Tiefe auf dem Meeresgrund.  Die Idee dazu stammt von Yannick Heude, einem ortsansässigen Sommelier, der nach fünfjähriger Vorbereitungszeit gemeinsam mit Freunden das Projekt realisiert. Ein Jahr lang soll der berühmte Champagner auf dem Meeresboden reifen. Dann wird der kostbare Tropfen gehoben. Eine Blindverkostung mit traditionell gereiftem Champagner aus dem Weinkeller in Reims wird zeigen, wie die ungewöhnliche Lagerung den Brut Premier beeinflusst hat.


Mit Wohlwollen verfolgt man im Hause Louis Roederer den Verlauf des Experiments. Für Yannick Heude ist der Meeresboden der perfekte Ort, um Champagner reifen zu lassen. Frühere Versuche z. B. mit Loire-Weinen haben bereits gezeigt, dass Tide und kaltes Wasser Weißweine stärker als Rotweine beeinflussen. Auch die Verkostungen von Flaschen, die aus gesunkenen Schiffen geborgen wurden, bestätigten diesen Befund.  So sollen die konstante Temperatur von 10 °C, der Schutz vor UV-Strahlung und die sanfte Bewegung des Wassers durch Gezeiten und Strömung ideale Bedingungen darstellen. Mit 12 Metern Differenz ist der Unterschied zwischen Ebbe und Flut in der Bucht von Saint-Malo größer als an allen anderen europäischen Küsten. Nach Abschluss der Testphase im Juni nächsten Jahres werden die restlichen Flaschen dann versteigert. Der Erlös der Auktion geht an die Société Nationale de Sauvetage en Mer, die französische Seenotrettungsgesellschaft, und an die Hilfsorganisation Restos du Coeur.

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