Weinrallye # 12: Dom Ruinart 1998

Veröffentlicht auf von Mario Scheuermann

Die heutige 12. Weinrallye, zu der Thomas Lippert vom Winzerblog aufgerufen hat, steht unter dem Motto „In Gottes Namen“. Gesucht werden Weine, die in einem direkten Zusammenhang mit Kirche und Religion stehen, also Messweine, Christkindlwein, Nikolauswein oder Dreikönigsweine, Weine aus Kloster- oder Kirchensitz aber auch nach jüdischem Glauben und Speisevorschriften als koscher angesehene Weine. Ein weites Feld,. zumindest bei den Stillweinen. Bei den schäumenden Weinen dagegen, speziell beim Champagner sind es vor allem zwei Namen, die einem sofort einfallen Dom Pérignon und Dom Ruinart, die beiden  berühmten Benediktinermönche, die für die Namen zwei des besten Prestige Cuvées der Champagne Pate standen. Ich habe mir für die heutige Rallye den jetzt aktuellen Jahrgang 1998 von Dom Ruinart ausgesucht.

1998 Dom Ruinart

Die Cuvée dieses Champagners besteht ausschliesslich aus Chardonnay Grands Crus der Côte des Blancs (66%) und aus dem Norden der Montagne de Reims (34 %), ein Blanc de blanc also .

Helles strohgelb bis goldfarben mit einem leichten Grünreflex. Feinperliges, zartes, aber lang anhaltendes  Mousseux. In der Nase eine sehr feine Haselnussnote, etwas Grapefruit, Steinobst, Birne und weisse Blüten. Ein sehr trockener, geradliniger und etwas herber Champagner mit Grapefruitnoten und Mineralität. Die Textur ist eher seidig. Am Gaumen nachhaltig. Deutlicher Abgang.  92/100

Das Prestige-Cuvée Dom Ruinart wurde mit dem Jahrgang 1959 erstmals produziert, kann also im kommenden Jahr seinen 50. Geburtstag als Marke feiern. Das Champagnerhaus Ruinart selbst ist viel älter. Es wurde am 1. September 1729 vom Tuchhändler Nicolas Ruinart gegründet, der seinen Kunden neben Tuch auch Wein aus seinem Weinberg verkaufte. Es ist damit das älteste bestehende Champagnerhaus. Bis 1963 blieb die Leitung vollständig in den Händen der Gründerfamilie, die zwischenzeitlich eine Verbindung mit dem Unternehmen Baron Phillipe de Rothschild einging. Schliesslich wurde Ruinart vom Hause Moët & Chandon übernommen und ist  heute  Teil des Luxuskonzerns LVMH.

Firmengründer Nicolas Ruinart war ein  Neffe jenes Benediktiner-Mönchs Dom Thierry Ruinart (1657 - 1709), der einer der bedeutendsten kirchlichen Gelehrten seiner Zeit war. Sein Meisterwerk ist die Ausgabe der Akten der ersten Märtyrer der Kirche, In der umfangreichen Einleitung zur Edition, in welcher die Geschichte der Christenverfolgungen umrissen wird, widerlegt R. u.a. die These des Engländers H. Dodwell, der in seiner Abhandlung De paucitate Martyrum behauptet hatte, dass die ersten Märtyrer der Kirche in Wirklichkeit auf eine sehr kleine Zahl zu reduzieren sind.

Das Kirchenlexikon vermerkt über Dom Ruinart: geboren in Reims als Spross einer angesehenen Familie, genoss er seine erste Elementarausbildung zu Hause. Anschliessend wurde er als 9jähriger in das "College des Bons-Enfans" der Universität von Reims aufgenommen und nach einem glänzenden Studium bekam R. 1674 sein Magisterdiplom (maître-ès-Arts). Um diese Zeit erhielt er auch die Priesterweihe. Am 18.10. 1674 nahm er das Mönchsgewand und trat in den Benediktinerorden (Congrégation de S.Maur) ein. Sein Noviziatjahr absolvierte er in der Abtei Saint-Faron von Meaux, wo er am 19.10. 1675 sein Gelübde ablegte. 1677 wurde er in die Abtei Saint-Pierre-de-Corbie beordert, um Philosophie und Theologie zu studieren. Nach Abschluss dieses Studiums, in welchem er sich auszeichnete, holte ihn Jean Mabillon 1682 als Assistenten nach Saint-Germain-des-Prés. Dort setzte R. sein Studium unter der Leitung Mabillons fort, der das Interesse für die Akten der Märtyrer in ihm erweckte; von Mabillon erhielt er auch Unterricht in der griechischen Sprache. Vom 20. August bis zum 10. November 1696 besuchte R. die Kirchen und Klöster von Elsass und Lothringen auf der Suche nach Dokumenten und Urkunden, die seinen und Mabillons Arbeiten von Nutzen sein könnten. In der Folgezeit assistierte R. seinem Lehrer bei der Erstellung der Ausgabe der Acta Sanctorum der Benediktiner. Der Tod Mabillons am 27.12. 1707 bedeutete für R. einen Schicksalsschlag, von dem er sich bis zu seinem Tode 21 Monate später nicht erholen konnte. 1709 unternahm R. eine Reise nach Champagne, um Quellenmaterial ausfindig zu machen. Auf dem Weg zurück nach Paris erkrankte er während seines Aufenthaltes in der Abtei Hautvilliers (Kongregation von S.Vanne). Trotz der liebevollen Pflege, die die Mönche des Klosters dem prominenten Gast angedeihen liessen, ist er ebendort nach 17tägiger Krankheit im 53. Jahr seines Lebens gestorben. Er wurde in der Kirche der Abtei beigesetzt.

Veröffentlicht in Tests und Tastings

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B
der 98er dom ruinart ist noch arg jung und wird sicher vor allem in puncto eleganz in den nächsten fünf jahren gewaltig zulegen, bevor er überhaupt erst zum richtigen dom ruinart format finden wird, vor allem freue ich mich auf die erste deutlicher spürbare ausprägung der herrlichen, ruinarttypischen toastnoten
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M
<br /> Das sehe ich ähnlich. Auch mir scheint dieser Champagner noch zu jung. Sehr gut zu trinken, aber natürlich noch nicht vollendet.<br /> <br /> <br />